Naturerbe-Wald „Gleinsgelesberg“

Foto: I. Noll
Foto: I. Noll

Unsere Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das Schutzgebiet ist:

Andrea Klemer,

ehrenamtliche Schutzgebietsbetreuerin der NABU Stiftung Nationales Naturerbe.

Tel. 07381-9380801

Email: andreaklemer@sequoiastables.de



Status:  

Biosphärengebiet und Landschaftsschutzgebiet im Landkreis Reutlingen

 

Größe des Gesamtgebietes: 

85.201 ha Biosphärengebiet 11 ha

Landschaftsschutzgebiete 

 

NABU-Flächenbesitz: 

9,43 ha 

 

Ansprechpartner:

 NABU-Stiftung Nationales Naturerbe

www.naturerbe.de


Kurzbeschreibung - Gebietscharakteristik 

 

Die Schwäbische Alb ist geprägt durch sanfte Hügel, imposante Kalksteinfelsen und weitläufige Wacholder Heiden. Zudem beeindruckt dieses Mittelgebirge in Baden-Württemberg mit tiefen Karsttälern, Höhlen und einer reichen Flora und Fauna. Aufgrund von Verkarstung ist die Hochfläche der Mittleren Alb, in der sich das Gebiet befindet, frei von Fließgewässern. Geologisch steht hier Dolomit im Unteren Massenkalk an, der aus Umwandlung von kalkhaltigem Gestein entstanden ist. Der Stiftungswald Gleinsgelesberg hat sich von einer ehemaligen Wacholder Heide nach Aufgabe der traditionellen Heidenutzung zu einem vielfältigen Wald entwickelt. Er befindet sich an einem teils steilen Westhang, der sich nach oben hin abflacht. Im nördlichen Teil ist das Gebiet mit einem Mischwald aus Kiefern, Buchen und Fichten und im südlichen Teil hauptsächlich mit Nadelbäumen und Eschen sowie mit einzelnen Eichen und Buchen bewachsen. Auf den Freiflächen sind vereinzelt auch Vorwaldstadien mit Zitterpappeln und Birken zu finden. Die südlich und südwestlich ausgerichteten, mittel bis stark besonnten Waldränder sind aufgrund ihrer Lage besonders wertvoll. Hier wachsen die für die Schwäbische Alb typischen Wacholderbüsche sowie Rote Heckenkirschen, Schlehen und einzelne Eichen. Auch einige Freiflächen mit Magerrasen sind hier zu finden. Im Südosten befindet sich außer dem eine kleine Wiesenfläche in Stiftungseigentum. Im Wald findet sich Totholz, auf dem unter anderem die Rote Becher flechte gedeiht. Am westlichen Waldrand konnte der in Deutschland nur noch auf der Schwäbischen Alb vorkommende Blauschwarze Eisvogel nachgewiesen werden. In Baden-Württemberg ist die sehr seltene Schmetterlingsart stark gefährdet und verteilt sich derzeit nur noch auf drei Populationsgruppen. Als sogenannte Lichtwaldart ist sie auf lichte Waldflächen angewiesen, da die Raupe als Futterpflanze voll besonnte Rote Heckenkirschen benötigt. Das Gebiet umfasst an seinem westlichen Waldrand ein gesetzlich geschütztes Sukzessionsbiotop.


Schützenswerte Lebensräume und Lebensgemeinschaften im Überblick

 

o Naturbelassener Wald auf ehemaliger Wacholderheide

o Magerrasen basenreicher Standorte

o Gebüsche trockenwarmer Standorte

o Lebensraum des Blauschwarzen Eisvogels, eine Zielart des Artenschutzprogramms des Landes Baden-Württemberg 


Bedeutende Tier- und Pflanzenarten

 

Vögel: Grünspecht, Mäusebussard, Tannenmeise

Insekten: Blauschwarzer Eisvogel, Kreuzdorn-Zipfelfalter, Schachbrett, Waldameisen

Pflanzen: Breitblättrige Stendelwurz, Christophskraut, Fransen-Enzian, Haselwurz, Karthäuser-Nelke, Kleiner Odermennig, Nickendes Wintergrün, Quirlblättriger Salomonssiegel, Seidelbast, Silberdistel, Thymian, Vogel-Nestwurz, Mehlbeere, Rote Heckenkirsche, Wacholder, Echter Wolfsfuß, Echtes Federmoos, Farnähnliches Starknervmoos, Großes Muschelmoos, Grünes Koboldmoos, Hain-Spatenmoos, Zypressenschlafmoos

Pilze & Flechten: Eschen-Astflechte, Muschel- u. Punktförmiger Feuerschwamm, Rote Becherflechte, Rotfrüchtige Säulenflechte, Schildflechte, Schmetterlingstramete, Schuppen-Hundsflechte 

Das Grüne Koboldmoos und zahlreiche wertvolle Waldrandgehölze wie die Rote Heckenkirsche wachsen im Stiftungswald und bieten so einen vielfältigen Lebensraum. Auch der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Blauschwarze Eisvogel kommt hier vor.



Lage und Schutzstatus

 

 

Der Stiftungswald befindet sich auf der Schwäbische Alb ca. 25 km südöstlich von Reutlingen zwischen Ehestetten (Gemeinde Hayingen) und Aichelau (Gemeinde Pfronstetten).Das Gebiet ist überwiegend Bestandteil des Biosphärengebiets „Schwäbische Alb“ und umfasst die Landschaftsschutzgebiete „Hinter Gleinsgelesberg“ und „Öde am Gleißenberg“.


Gleingelesberg

Biosphärengebiet Schwäbische Alb

 

NABU-Flächenbesitz und Naturschutzziele

 

Das Gebiet geht auf einen mehrstufigen Flächenerwerb des Bundes für Vogelschutz (BfV) Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, als seine Gründerin Lina Hähnle den Verband leitete. Im Jahresbericht des BfV von 1930 wird das Naturschutz-Engagement für das Gebiet wie folgt beschrieben: „In Aichelau-Ehestetten haben wir durch Kauf das dort vorhandene Schutzgebiet wesentlich vergrößern können.“ Vom BfV gingen die Flächen an den Rechtsnachfolger NABU und

schließlich im Jahr 2005 an die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe über.

Die örtliche Landschaftsgeschichte legt nahe, dass das Gebiet bis zum Mittelalter durch einen

natürlichen Buchenwald geprägt war, dann gerodet wurde und zum Zeitpunkt des Erwerbs aus

einer Wacholderheide als Sommerweide für Schafe bestand. Diese Bewirtschaftungsform war

in Hanglagen mit derartiger Bodenbeschaffenheit auf der Schwäbischen Alb lange Zeit weit verbreitet. Die ehemalige Kulturlandschaft der Wacholderheide ist zwischenzeitlich einem stattlichen, naturbelassenen Wald gewichen, der sich – abgesehen von wenigen Verkehrssicherungsmaßnahmen im Bereich einer angrenzenden Straße – seit vielen Jahren ohne menschlichen Eingriff nach seinen eigenen Gesetzen entwickeln konnte.

Um die Biodiversität weiter zu erhöhen, werden derzeit mit Unterstützung der Naturschutz- und

Forstbehörde sowie der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Pflegemaßnahmen zur Förderung des bedrohten Blauschwarzen Eisvogel geplant. Dabei soll der Waldrand ausgelichtet und

buchtig gestaltet werden, sodass der für die Schmetterlingsraupen erforderliche Bestand an gut

besonnten Roten Heckenkirschen gefördert wird und insgesamt ein vielfältiger Lebensraum im Übergang zwischen Wald und Offenland entsteht, von

dem auch weitere Lichtwaldarten profitieren. Die als Relikte verbliebenen Wacholderbüsche werden dabei schonend freigestellt und so ebenfalls begünstigt.

 

Für die Wiesenfläche im Südosten des Gebiets erarbeitet die örtliche NABU-Gruppe Münsingen - Mittlere Alb derzeit ein naturschutzfachliches Entwicklungskonzept.


Flächennutzung der NABU-Flächen

 

Landwirtschaft: 0,29 ha

Waldumbau: 0 ha

Prozessschutz: 9,13 ha

Fischerei: 0 ha

Sonstige 0 ha


Weiterführende Informationen

Schutzgebietsverordnung             Sammelverordnung, u. a. für das Landschaftsschutzgebiet „Hinter Gleinsgelesberg“ und „Öde am Gleißenberg“: https://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt2/dokablage/oac_13/vo/4/84150000013.htm

Nationale und internationale

Gebietskennzeichnungen

Codierung der Landschaftsschutzgebiete Baden-Württemberg: LSG-Nr. 4.15.013, LSG Nr. 4.15.066

Codierung der gesetzlich geschützten Biotope Baden-Württemberg: Biotop-Nr. 276224150031

Links und Quellenangaben           o Biosphärengebiet Schwäbische Alb: https://www.biosphaerengebiet-alb.de

o Mittlere und westliche Alb: https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/bodenkunde/mittlere-                 westliche-alb

o Blauschwarzer Eisvogel: https://wnsinfo.fva-bw.de/arten/blauschwarzer-eisvogel/